Migräne und die innere Leistungsgesellschaft: Warum wir uns selbst fertig machen
Migräne und im Hamsterrad? Du kannst in dir finden, was du brauchst, um da auszusteigen. Von verinnerlichten Leistungsgedanken und inneren Antreibern.
Datum:
31.10.2025
Kategorien:
von Sara Theile, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Wir alle schimpfen gerne über die äußere Leistungsgesellschaft: Schule, Noten, Arbeit, Erwartungen. Aber viel gefährlicher ist die innere Leistungsgesellschaft, die wir in uns tragen. Sie ist härter, strenger und gnadenloser als jede äußere Struktur. Und gerade für Menschen mit Migräne oder chronischen Schmerzen ist sie ein unsichtbarer Antreiber, der das Leiden verstärkt.

Eine Frage ist entscheidend: Wer schreibt und aus welcher Perspektive?
Der innere Kommandant und Kritiker: Die Chefs deiner Leistungsgesellschaft
In der inneren Kindarbeit tauchen sie immer wieder auf: der innere Kommandant und der innere Kritiker. Sie sind die Stimmen, die dich antreiben und verurteilen: „Du musst das schaffen. Du darfst keinen Fehler machen. Sei für alle da.“ Zusammen bilden sie den Vorstand deiner inneren Leistungsgesellschaft und sie kennen kein Erbarmen.
Wenn du gut funktionierst, dich anpasst, im Job leistest und in Beziehungen für Harmonie sorgst, dann erlauben sie dir kurz, dich sicher zu fühlen. Doch wehe, du fällst aus – sei es wegen einer Migräneattacke oder weil du einfach nicht mehr kannst. Dann ist da kein Mitgefühl, sondern schlechtes Gewissen und das machen dir deine inneren Antreiber.
Migräne und Perfektionismus: Ein gefährlicher Kreislauf
Viele Migräne-Patient:innen kennen den Gedanken: „Ich darf nicht schon wieder ausfallen.“ Die Angst vor dem nächsten Anfall verstärkt den Druck und der Druck verstärkt die Migräne. Ein Teufelskreis, der sich immer enger zieht.
Forschungen zeigen: Menschen mit Migräne sind oft leistungsorientiert, angepasst, fast perfektionistisch. Aber niemand entscheidet freiwillig, in Frührente zu gehen oder dauerhaft auszufallen. Hinter den Attacken steckt nicht Faulheit, sondern ein Nervensystem, das durch jahrelangen Druck erschöpft ist.
Innere Antreiber erkennen: Der erste Schritt zur Heilung
Beobachte dich selbst: Gibt es in dir eine Stimme, die ständig sagt, du musst mehr leisten, stärker sein, alles besser hinkriegen? Das ist dein innerer Antreiber. Ihm auf die Spur zu kommen, ist bereits der erste Schritt der Emotionsarbeit.
Denn solange du diesem inneren Kommandanten blind folgst, bleibst du im Hamsterrad. Erst wenn du merkst: „Ich mache mich selbst fertig“, öffnet sich ein neuer Raum. Ein Raum, in dem du weniger Angst hast, weniger ausgeliefert bist – und Migräne ihren Schrecken verliert.
Vom Durchhalten zum Leben: Selbstgefühl zurückgewinnen
Die innere Leistungsgesellschaft raubt uns das Selbstgefühl – jenes Wissen, dass das, was wir fühlen, stimmt. Stattdessen glauben wir, nur dann „richtig“ zu sein, wenn wir leisten, wenn wir Verständnis für alle haben, wenn wir nie anecken.
Doch wahre Heilung geschieht, wenn wir wieder lernen: So wie ich bin, stimmt. So wie ich fühle, ist richtig. Dann können wir sagen: Ich lebe – statt nur durchzuhalten.
Die innere Leistungsgesellschaft entlarven
Migräne ist nicht nur ein körperliches Symptom, sondern eng verwoben mit unseren inneren Strukturen. Wer die innere Leistungsgesellschaft entlarvt, erkennt: Der größte Druck kommt oft von innen.
Heilung beginnt dort, wo wir den inneren Kommandanten und Kritiker nicht mehr das Steuer übernehmen lassen, sondern uns selbst wieder zuhören. Denn nur so entsteht echte Freiheit – und ein Leben jenseits von Dauerstress, Schmerz und Selbstoptimierung.
Lass uns Leben statt Durchhalten!
Deine Sara
