Heilung beginnt in dir – Wie innere Kindarbeit dich und dein Kind stärkt
Elternsein berührt unsere tiefsten Gefühle und oft auch alte Wunden. Wenn wir unsere Kinder verstehen und begleiten wollen, führt der Weg häufig zuerst zu uns selbst. Innere Kindarbeit eröffnet dabei einen heilsamen Raum: für mehr Verbindung, weniger Schuld und eine Beziehung auf Augenhöhe. Außerdem zeigt Kathy Weber uns in die Haltung, die wir brauchen, um unsere Kinder in Verbindung begleiten zu können.
Datum:
02.06.2025
Kategorien:
Innere Kindarbeit für Eltern
Von Sara Theile, Bindungsberaterin für Eltern und Heilpraktikerin für Psychotherapie
Neulich, nach einer Lesung meines Buches „Wenn der Körper erzählt“, kam eine Frau auf mich zu. Ihre Kinder seien längst erwachsen, sagte sie, und jetzt, nach dem Zuhören, habe sie ein schlechtes Gewissen:
„Ich glaube, ich habe so vieles falsch gemacht.“
Ich wusste sofort: Diese Mutter spricht für viele. Denn Elternsein konfrontiert uns nicht nur mit unseren Kindern – sondern oft auch mit unserer eigenen Geschichte.
In meiner Arbeit mit Eltern und in der inneren Kindarbeit begegnet mir diese Erkenntnis immer wieder: Unsere Kinder sind der Spiegel unserer eigenen unverarbeiteten Themen. Und das ist kein Vorwurf – es ist eine Einladung. Eine Chance. Vielleicht die wichtigste deines Lebens.
Wenn Eltern sich selbst begegnen
Wut, Angst, Schuld – starke Emotionen, die viele Eltern kennen. Du willst ruhig bleiben, doch plötzlich überkommt dich eine Welle der Überforderung. Oder du machst dir panisch Sorgen um dein Kind, kannst es kaum loslassen.
Diese Gefühle sind selten zufällig. Meistens stammen sie aus einer anderen Zeit – aus unserer eigenen Kindheit. Vielleicht durftest du damals deine Gefühle nicht zeigen. Vielleicht musstest du stark sein, obwohl du dich nach Halt gesehnt hast. Diese alten Prägungen wirken unbewusst weiter – bis wir sie anschauen.
„Ich habe alles falsch gemacht…“ – Ein häufiger Gedanke
Egal, ob dein Kind noch klein ist oder schon erwachsen – viele Eltern quält der Gedanke, etwas versäumt zu haben. Besonders, wenn sie sich heute mit bindungsorientierten Themen oder emotionaler Gesundheit beschäftigen.
Doch an dieser Stelle möchte ich dir sagen: Du hast dein Bestes gegeben – mit dem Wissen, das du damals hattest.
Pädagogische Empfehlungen, gesellschaftliche Normen, gut gemeinte Ratschläge – all das hat oft unsere Intuition überlagert. Es geht nicht darum, Fehler zu leugnen, sondern sie mit Mitgefühl zu betrachten. Nicht um Schuld, sondern um Verantwortung.
Die innere Kindarbeit: Was steckt dahinter?
Die innere Kindarbeit ist ein Weg, die Vergangenheit zu verstehen – und sich selbst. Wir schauen gemeinsam:
-
Was lösen bestimmte Situationen in dir aus?
-
Welche Gefühle sind damit verbunden?
-
Welche Kindheitsanteile melden sich zu Wort?
Oft entdecken wir dabei alte Rollen: das brave Kind, das sich nie zumuten durfte. Das „Eltern-Kind“, das Verantwortung übernehmen musste. Oder das ängstliche Kind, das sich verlassen fühlte. Wenn wir diesen inneren Kindern heute zuhören, verändert sich etwas in uns und oft auch in unserem Familiensystem.
Deine Heilung wirkt auf dein Kind – egal wie alt es ist
Ein Kind, das unter Ängsten oder Migräne leidet, braucht keine Schuldzuweisung an die Eltern. Es braucht Verständnis – und Eltern, die sich selbst ehrlich begegnen. Wenn du als Mutter oder Vater beginnst, deine eigenen Emotionen zu erforschen, verändert sich oft auch das Verhalten deines Kindes – auf einer tiefen, unbewussten Ebene.
Denn Kinder spüren: Mama oder Papa ist jetzt wirklich da. Nicht nur körperlich, sondern emotional präsent.
Warum es bei uns beginnt – im Gespräch mit Kathy Weber
Als ich zu diesem Thema mit Kathy Weber, Elternberaterin, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und Bestsellerautorin, in meinem Podcast sprechen durfte, habe ich mich so gefreut! Als meine Kinder noch kleiner waren hat mir Kathys Podcast Familie verstehen so sehr unterstützt die Verbindung und Beziehung zu meinen Kindern in den Vordergrund zu stellen.
Auch wenn es schwierig wurde und meine Tochter 20 minütige Wutanfälle hatte. Doch mit der Zeit wurde mir klar: Mir fehlte nicht nur Wissen, sondern mein innerer Halt. Genau hier setzt die innere Kindarbeit an. Ich begab mich auf meinen eigenen Heilungsweg und schaute die Wunden meiner eigenen Kindheit an.
Warum war das so, dass mich die Albernheit meiner Kindheit aus der Fassung brachte. Warum war da so viel Angst, die Bindung zu meinen Kindern kaputt zu machen?
Alle Antworten lagen für mich in der Emotionsarbeit mit dem inneren Kind.
Kathy gibt in unserem Gespräch eine wertvolle Herangehensweise mit. Es geht nicht nur um friedvolle Kommunikation, sondern in erster Linie darum, wie sehe ich mein Kind.
Die Haltung hinter der Gewaltfreien Kommunikation
Die GFK nach Marshall Rosenberg ist nicht einfach eine Technik, um besser zu kommunizieren. Sie ist eine Haltung – ein tiefer Blick auf uns selbst, auf unsere Kinder und auf die Welt. Kathy sagt es so: GFK bedeutet nicht, die „richtigen“ Worte zu finden, damit Kinder „funktionieren“, sondern echtes Verstehen und Verbindung.
Ein zentraler Gedanke: Jeder Mensch, ob groß oder klein, ist grundsätzlich bereit, zum Wohle der Gemeinschaft beizutragen. Doch nur, wenn seine eigenen Bedürfnisse erfüllt sind. Und genau hier beginnt die Reise oft bei uns selbst.
Unsere Vergangenheit wirkt in die Gegenwart
Viele Eltern erleben in der Begleitung ihrer Kinder Trigger, also Auslöser für alte Gefühle von Ohnmacht, Angst oder Wut. Kathy erklärt: „Wir haben gelernt, dass unsere Gefühle nicht sein dürfen. Wie sollen wir dann heute mit den Gefühlen unserer Kinder umgehen?“ Der Schlüssel liegt im Erkennen und Heilen unserer eigenen alten Wunden.
Das bedeutet nicht, perfekt sein zu müssen. Sondern bereit zu sein, hinzuschauen. Und in Momenten der Überforderung zu fragen: Was hätte ich damals gebraucht? Das ist der erste Schritt der Selbsteinfühlung. Dann kann ich zumindest innerlich stoppen, bevor mein gehirn auf eingefahjtrene Pfade zurückgreift.
Hat mein Kind einen Wutanfall und ich fühle mich überfordert schaltet mein Gehirn um auf Überlebensmodus und dann habe ich nur Zugriff auf das, was ich selbst als Kind verinnerlichen musste. Vielleicht höre ich mich sahen. „Wenn du jetzt nicht mitkommst, gehe ich ohne dich.“
Die Selbsteinfühlung kann helfen zu stoppen, um dann im zweiten Schritt zu überlegen , wie sich mein Kind fühlt. Dabei kann die GFK total hilfreich sein.
Was dann wichtig ist für dich: Wenn du wieder Zeit für dich hast, schau dir dich selbst in der überfordernden Situation nochmal an und begleite deine Emotionen. Sie können dich zu deinen inneren Kindern führen. Unterstützung findest du bei mir als Heilpraktikerin für Psychotherapie.
Elternschaft als paralleler Heilungsweg
Kathy bringt noch einen berührender Gedanke in unser Gespräch: Die Art, wie wir unsere Kinder begleiten, kann auch uns selbst heilen. Wenn wir einen Wutanfall in Liebe begleiten, heilen wir manchmal gleichzeitig unser eigenes inneres Kind, das damals vielleicht allein, abgelehnt oder überfordert war.
Kathy sagt klar: „Heilung bedeutet nicht, dass es nie wieder weh tut. Sondern, dass wir schneller erkennen, was los ist und liebevoll handeln können.“ Elternschaft wird so zum Wachstumsweg – nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns.
Verantwortung und Verbindung
Dabei braucht es Mut. Den Mut, alte Muster zu hinterfragen. Den Mut, sich Unterstützung zu holen. Und die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene Heilung zu übernehmen. Denn: „Du kannst nur mit anderen in wahrhaftige Verbindung treten, wenn du mit dir selbst verbunden bist.“
Ein Zitat eines inneren Kindes aus meiner Arbeit mit einer Klientin passt dazu .“
„Ich brauche jemanden, der mir zeigt, dass ich es noch nicht allein können muss.“
Genau das dürfen wir auch uns selbst sagen und uns Unterstützung holen.
Denn für unsere Kinder wünschen wir uns Selbstwirksamkeit und dass sie wissen, sie sind wertvoll, so wie sie sind. Aktiviere auch du wieder deine Selbstwirksamkeit und wende dich deinen inneren Kindern zu. Besonders die Anteile in dir, die ebnen nicht selbstwirksam sein konnten und nicht spüren durften: Ich werde geliebt so wie ich bin, brauchen deine Aufmerksamkeit. Darin liegt der Schlüssel zur Beziehung zu dir selbst und zu deinem Kind.
Verbindung beginnt bei dir
Wenn du Mama oder Papa bist und dir eine tiefe Verbindung zu deinem Kind wünschst, dann beginnt dieser Weg bei dir. Du darfst dich zeigen, darfst wachsen, darfst scheitern und wieder aufstehen. Alle Heilungsprozesse, die du in dir anstößt, werden auch deinen Kindern zugutekommen.
Du musst es nicht alleine können. Hol dir Unterstützung. Geh los. Die Welt braucht Eltern, die mutig sind, hinzuschauen. Für sich und für die nächste Generation.
Kontaktiere mich gerne, wenn ich dich dabei unterstützen darf oder hol dir meinen Mini Guide für 0 €, wenn du besonders das Thema Angst kennst.
Alle Liebe deine Sara