Migräne, Zyklus & das Missverständnis rund um Resilienz

Zykluswissen ist wertvoll, doch kann dich auch hilflos machen oder unter Druck setzten. Hast du alles richtig gemacht, wenn du resilient bist? Nein! Wenn du sagst: "ich kann nicht mehr", hat das gute Gründe. Dein Körper braucht kein Resilienz-Training, sondern Emotionsarbeit.

Datum:

02.07.2025

Von Sara Theile, Bindungsberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

Warum dein Körper kein Resilienz-Training braucht und deine Emotionen wichtig sind, auch wenn deine Migräne hormonell bedingt ist.

Kennst du das Gefühl, dass dein Zyklus dir immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht? Du willst funktionieren, stark sein, widerstandsfähig… und dann kommt der PMS-Herbst, die Migräne oder die Menstruationsschmerzen und du fühlst dich einfach nur ohnmächtig, reizbar oder erschöpft. Die Idee, resilient zu sein, scheint dann meilenweit entfernt.

In meinem Alltag als Heilpraktikerin für Psychotherapie begegnen mir genau diese Themen immer wieder: Frauen, die mit Migräne, Schmerzen oder Stimmungstiefs kämpfen — und das häufig im engen Zusammenhang mit ihrem Zyklus. Viele haben das Gefühl, sie „müssten“ trotzdem weitermachen. Funktionieren. Weil Resilienz ja bedeutet, Rückschläge wegzustecken. Oder?


Migräne – wenn der Körper erzählt

Ein besonders belastendes Thema in diesem Zusammenhang ist Migräne vor oder während der Periode. Viele meiner Klientinnen erleben genau dann diese lähmenden Schmerzattacken. Vielleicht kennst du es selbst: Der Kopf pulsiert, das Licht ist zu hell, Geräusche sind zu viel… und innerlich wächst die Verzweiflung: „Bitte, nicht schon wieder Migräne!“

Migräne kann Ausdruck tiefer innerer Spannungen sein, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Vor allem in den Phasen des Zyklus, in denen dein System verletzlicher ist, können sich alte Ohnmachtsgefühle zeigen. Gefühle, für die früher kein Raum war: Angst, Hilflosigkeit, Wut, Traurigkeit. Und jetzt zeigt dein Körper dir genau das. Wenn wirklich nichts mehr geht, dann kommen oft die schmerzen oder die Symptome rund um den Zyklus.

Natürlich braucht es auch medizinische Abklärung und gegebenenfalls Behandlung – keine Frage.  Und ja, Hormone haben einen starken Einfluss auf den Körper.

Aber darüber hinaus darfst du dich fragen: Was will dieser Schmerz mir zeigen? Welche Seite in mir fühlt sich überfordert, nicht gehört, alleingelassen? Migränephasen können eine Tür zu tiefen, ungelösten Themen sein, wenn du bereit bist, achtsam hinzuhören.

Zykluswissen – ein Geschenk oder ein Druckmacher?

Zyklusbewusstsein ist ein wunderbares Werkzeug. Es hilft uns, den eigenen Rhythmus besser zu verstehen und liebevoll mit uns umzugehen. Aber was passiert, wenn dieser Zyklus dich trotzdem nervt und deine Kraft raubt? Wenn du das Gefühl hast, du hast nur zwei energiegeladene Tage im Monat und der Rest fühlt sich wie Überleben an?

Dann kann Zykluswissen plötzlich zum neuen Leistungsmaßstab werden. Statt dich zu befreien, fühlst du dich gefangen im Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Denken. Und ganz ehrlich: Das Leben lässt sich nicht immer so leicht nach hormonellen Phasen planen – besonders nicht mit Kindern, Beruf, Alltag.

Resilienz ist kein Ziel, sondern durch Bindung entstanden

Was uns wirklich resilient macht, ist nicht Disziplin oder Selbstoptimierung. Es ist Bindung. Annahme. Sicherheit. Diese Resilienz entsteht, wenn du als Kind das Gefühl hattest: „Ich bin richtig so, wie ich bin. Ich werde gesehen – auch mit meiner Angst, meiner Wut, meiner Schüchternheit.“

Doch was, wenn dir das als Kind gefehlt hat und die Resilienz nicht entstehen konnte.

Und genau hier liegt ein Schlüssel: Viele von uns tragen innere Anteile (für mich sind das innere Kinder) in sich, die diese Sicherheit nie voll gespürt haben. Diese inneren Kinder sind nicht resilient – sie sind vorsichtig, angepasst oder überfordert. Und sie melden sich ganz besonders laut, wenn du hormonell und emotional verletzlicher bist.


Mitgefühl statt Optimierung

Wir müssen aufpassen, dass „Resilienz“ nicht das neue „Funktionieren“ wird. Dass du nicht denkst: „Ich muss resilient sein, damit ich wieder mehr leisten kann.“ Sondern dass du sagst: „Ich darf auch nicht-resiliente Anteile haben. Ich darf verletzlich sein. Ich darf ehrlich hinschauen.“

Und aus genau diesem Mitgefühl entsteht Stärke – nicht über Nacht, nicht perfekt, aber aufrichtig.

Was Resilienz wirklich ist

Erste Schritte Emotionsarbeit mit dem inneren Kind

Wenn du spürst, dass dich dieser Ansatz anspricht, schau gern auf meiner Webseite vorbei. Ich habe zwei kostenlose PDFs für dich – eines zum Thema Migräne, eines zu Angst. Du findest darin Fragen zur Selbstreflexion und Impulse, wie du beginnen kannst.


Dein Körper braucht kein Resilienz-Training, sondern Emotionsarbeit

Dieser Weg ist kein Hexenwerk. Du brauchst keine besondere Gabe. Du darfst deine Wahrnehmung wieder schulen. Für deinen Körper. Für deine Gefühle. Für deine innere Wahrheit.

Das machen wir zusammen im KörperGefühl Gruppenprogramm, meiner 12 Wochen Begleitung, die dir alles mitgibt, was du für deinen selbstwirksamen Heilungsweg brauchst.


Du bist nicht „zu wenig“, weil dein Zyklus dich herausfordert. Und du bist auch nicht „schwach“, weil du manchmal keine Resilienz spürst. In dir leben viele Anteile – einige sind kraftvoll, andere verletzt. Kannst du sie willkommen heißen und begleiten lernen?

Wenn du bereit bist, auch in den schwachen Momenten liebevoll auf dich selbst zu schauen, entsteht eine Resilienz, die echt ist. Nichts, was du aktiv tun musst oder dich irgendwie anstrengen.

Alles Liebe
Deine Sara

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